30.01.2012 13:52
Kapitalanlagerecht

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Kapitalanlagebetrug: Neufeld GmbH

Der Fall „Neufeld GmbH“ - Kapitalanlagebetrug à la carte?

Die Neufeld GmbH wurde von den Brüdern Nikolai und Johannes Neufeld gegründet. 2005 schloss sich die Gründung der „Kolonie Neufeld“ in Paraguay an. 

Geplantes Ziel der Kolonie war die Errichtung einer Siedlung insbesondere für Auswanderungswillige, die von Deutschland enttäuscht sind. Langfristig sollten dort bis zu 3.000 Familien leben. 

Die Vorgehensweise der Neufeld GmbH war so perfide wie verlockend: In der von den Brüdern betriebenen Zeitung Semljaki bewarben sie die Kolonie. Die Zeitung richtete sich laut Internet-Enzyklopädie Wikipedia hauptsächlich an Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion.
Die Art der Werbung hatte teilweise religiöse Untertöne, weshalb die Opfer sich doppelt betrogen fühlen: zum einen um ihr Geld, und zum anderen von Glaubensbrüdern. 

Das Projekt der Neufeld GmbH sah, wie gesagt, die Errichtung einer Siedlung für ausgewanderte Familien vor. Um das Projekt zu finanzieren sollten die Familien, die dorthin ziehen wollten, Land erwerben. Nach einer Klausel in dem Grundstückskaufvertrag war dieses Land dann wiederum zu verpachten um Reis, Soja, Mais etc. anzubauen. 

Vor allem jedoch sollten Macadamia-Bäume gepflanzt werden. Diese Bäume werfen frühestens erst sieben Jahre nach ihrer Pflanzung Früchte ab. 
Man versprach den Anlegern durch dieses Vorgehen nicht nur eine Pacht, die eine Rendite von bis zu 12,5 % abwerfen sollte, so Oberstaatsanwalt Pohlmann, sondern schuf auch die Illusion des funktionierenden Landlebens. 

So kauften Auswanderungswillige bereits in Deutschland Ackerland mit Flächen ab 4 ha Größe und wurden größtenteils nicht einmal ins Grundbuch eingetragen. 

Nikolai Neufeld hat die besagten Grundstücke im eigenen Namen gekauft und nicht im Namen der GmbH. Die GmbH konnte somit nie über sie verfügen und dennoch wurde sie als Vertragspartner in den Kaufverträgen bezeichnet. 

Die Zahl der betrogenen Opfer beläuft sich mittlerweile auf ca. 20.000.
Allein 1.600 davon investierten mindestens jeweils 10.000 €. Bei manchen beläuft sich die Investitionssumme auf einen sechsstelligen Betrag, einige wenige zahlten sogar über eine Million €, so der Insolvenzverwalter der GmbH, Raimund Schafmeister. 

Teilweise wurden extra Kredite aufgenommen, teilweise Hab und Gut investiert, um sich den Traum vom Auswandern und einer besseren Zukunft zu erfüllen. Manche planten die Investition als Altersvorsorge und müssen nun überlegen, ob und wie sie die Ausfälle ausgleichen können. 
Die Grundstücke in Paraguay sollen mittlerweile von der Staatsanwaltschaft vor Ort beschlagnahmt worden sein. 

Insgesamt hat die Neufeld GmbH mit ihrer Masche einen geschätzten Gesamtschaden in Höhe von 60 Mio. € verursacht. 

Anfang November 2011 hat das Amtsgericht Lemgo das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Neufeld GmbH eröffnet. 
Aufgrund der Vielzahl der Geschädigten kostet allein die Benachrichtigung aller Gläubiger über das Insolvenzverfahren und damit verbunden die Aufforderung zur Forderungsanmeldung 40.000 €, so der Insolvenzverwalter. 

Die Konsequenzen für die Geschädigten sind schnell dargestellt: Auf 20.000 Gläubiger der Neufeld GmbH ist das gefundene und beschlagnahmte Vermögen der GmbH zu verteilen. Hiervon abzuziehen sind allerdings bereits die Kosten für die Benachrichtigungen in Höhe von 40.000 €. Der einzelne Anleger kann sich daher ausrechnen, wie viel er von seinem investierten Geld zurückerhalten wird. 

Die enttäuschten Hoffnungen und Wünsche bleiben hier außen vor. 

Der Termin für die Gläubigerversammlung fand am 19.01.2012 ab 10 Uhr im Messezentrum Bad Salzuflen statt.  Neben dem Insolvenzverfahren hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld mittlerweile das Strafverfahren gegen die Brüder eröffnet. 

Zunächst war die Staatsanwaltschaft Detmold zuständig. Wegen des hohen Schadens und der Vielzahl der Geschädigten wurde die Sache an die Staatsanwaltschaft Bielefeld abgeben, genauer: an das Dezernat für Wirtschaftskriminalität. 

Nikolai Neufeld befindet sich zur Zeit in Untersuchungshaft. Sein Bruder Johannes ist nicht auffindbar. 

Oberstaatsanwalt Pohlmann erhebt Anklage gegen die Brüder Neufeld wegen gewerbsmäßigen Betrugs und des Betreibens eines verbotenen Schneeballsystems. 

So funktioniert ein Schneeballsystem: 

Das Schneeballsystem ist davon abhängig, dass immer mehr Geldgeber benötigt werden, um das System am Laufen zu halten; vergleichbar mit einem Kettenbrief, bei dem immer neue Leute angeschrieben werden müssen, um ihn im Umlauf zu halten. 

Bei den Kapitalanlagebetrug Schneeballsystemen wird den Investoren dabei jeweils versprochen, dass sie durch das Werben weiterer Anleger ihre Gewinne erhöhen können. Das funktioniert jedoch nur, wenn es immer mehr Geldgeber gibt, die Mittel nachliefern. 

Im Fall Neufeld GmbH hatten die ersten Anleger noch Glück, da durch die Investitionen der nachfolgenden Anleger ihre Rendite ausgezahlt werden konnte. Auf diese Weise gelangten immerhin 15 Mio. € wieder zurück. 

Übrig bleibt ein beachtlicher geschätzter Gesamtschaden in Höhe von 60 Mio. €. Den Verbleib des fehlenden Betrags in Höhe von 45 Mio. € will der Insolvenzverwalter klären. 
Allein für den gewerbsmäßigen Betrug sieht das Strafgesetzbuch eine Mindeststrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Haft vor. 

Kontaktieren Sie uns rechtzeitig, wenn auch Sie Opfer eines Kapitalanlagebetruges sind. 

Denn durch unsere mehrjährige Erfahrung auf dem Gebiet des Bank- und Kapitalmarktrechts, insbesondere des Kapitalanlagerechts können wir Ihnen mit unserem Wissen kompetent zur Seite stehen.